Kirchen mit Nutzung

Masterarbeit von Johanna Olpp und Ruben Titze

Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Kirchen des evangelischen Dekanat-Nord in Nürnberg. Sie untersucht die Potenziale, die in den Kirchengebäuden stecken und welche Varianz an Möglichkeiten es geben kann, sie der Gemeinde und dem ganzen Stadtteil stärker zugänglich zu machen. Die vorgeschlagenen Mit- und Umnutzungen führen nicht zu einer Verdrängung der kirchlichen Nutzung, sondern stärken sie durch eine Rückbesinnung auf Kirchen als öffentliche Gebäude. Das Projekt entstand als Masterarbeit an der Fakultät für Architektur der RWTH Aachen am Lehrstuhl für Gebäudelehre. Betreut durch Prof. Anne-Julchen Bernhardt, Prof. Anke Naujokat und Jantje Engels M. Sc.

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Manifest

Im Dekanat Nürnberg Nord gibt es 16 Kirchen, die alle für ihre aktuelle Nutzung zu groß geworden sind. Diese Kirchen werden nur noch von einem Bruchteil ihrer Anwohner regelmäßig genutzt. Gleichzeitig sind sie historische Zeugnisse, die eng mit den Gründungsgeschichten der Stadtteile zusammenhängen. Sie sind Quartiers-Mittelpunkte. Sie sind die größten öffentlichen Gebäude der Stadtteile. Sie sind stadtpanoramaprägend. Sie sind Erbe aller im Stadtteil wohnenden Menschen. Deswegen müssen diese Gebäude, die der Kirche über den Kopf wachsen, sich wieder von der allgemeinen Stadtbevölkerung angeeignet werden. Es sollen wieder wirklich öffentliche Gebäude werden, die ihrer Größe und Präsenz im Stadtraum gerecht werden. Dabei muss auch Raum für klassische kirchliche Nutzung bleiben. Dafür braucht es Räume in angemessener Größe, angemessener Beheizbarkeit und mit sakraler Atmosphäre. Es muss ein räumliches Konzept entwickelt werden, das auch die komplette Ausnutzung der Kirche zu Weihnachtsgottesdiensten mitdenkt und diese und andere große Zusammenkünfte weiter ermöglicht.

Es wird ein ganzheitliches Konzept für alle 16 Kirchen entwickelt, die sich gegenseitig ergänzen. Dabei gibt es folgende Kategorien:

1. Kirchen, die weiter als reine Kirchen genutzt werden

2. Kirchengebäude, die nicht mehr als Kirchen genutzt werden

3. Kirchen, die zusätzliche Nutzungen erhalten

Auf Grundlage der gesammelten Daten wird entschieden, welche Nutzung für den Bau in Frage kommt und inwieweit die Gemeinde die Räume nutzen kann. Es wird geklärt, ob weiterhin wöchentliche Gottesdienste stattfinden oder sich die kirchliche Nutzung auf große christliche Feiertage beschränkt. Wir sind überzeugt davon, dass eine Nebennutzung die Kirche als Institution nicht schwächt, sondern stärker im Stadtteil verankert.

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Hintergrund

Immer mehr Gemeinden in Deutschland müssen sich Gedanken zu dem Umgang mit leeren oder kaum genutzten Kirchengebäuden machen. Aufgrund von sinkenden Gläubigenzahlen und Pfarrstellenkürzungen werden immer mehr Gemeinden zusammengelegt, wobei viele Orte mit ungenutzten Kirchen zurückbleiben. Laut der katholischen Kirche rechnet das Bistum Aachen damit, dass rund 40 ihrer Kirchen einen Veränderungsprozess erfahren werden. Die Pfarreien in Essen erwarten, dass sie im Jahr 2030 nur noch 90 der rund 260 Kirchen halten werden. [1] Leben, K. M. U. (2022, 23. Mai). Katholische Kirchen in Deutschland: 538 aufgegeben – 49 neu gebaut. Kirche+Leben. https://www.kirche-und-leben.de/artikel/katholische-kirchen-in-deutschland-538-aufgegeben-49-neu-gebaut Immer weniger Menschen in Deutschland sind Mitglied einer Kirche “Zwischen 1956 und 2019 hat sich der Anteil der evangelischen Bevölkerung in Deutschland von 50,1 auf 24,9 Prozent reduziert. Der Anteil der katholischen Bevölkerung fiel von 45,9 auf 27,2 Prozent” [2] B.F.P. (2022, 12. Januar). Katholische und evangelische Kirche. bpb.de. https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61565/katholische-und-evangelische-kirche/ . Um die Bausubstanz, trotz unausweichlichen Gemeindezusammenlegungen, zu bewahren, werden innovative Nutzungskonzepte benötigt. Kirchengebäude sind weiterhin ein wichtiger Bestandteil der jeweiligen Orte. Sie sind kulturelle Wahrzeichen, zentral in die Gemeinde eingebunden und baugeschichtlich relevant. Nach Angaben der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK) gibt es bundesweit rund 24.000 sakrale Kirchengebäude, von denen etwa 22.800 denkmalgeschützt sind” [3] Süddeutsche Zeitung. (2021, 12. Dezember). Bislang nur wenige Kirchenschließungen in Bayern. Süddeutsche.de. https://www.sueddeutsche.de/bayern/finanzen-muenchen-bislang-nur-wenige-kirchenschliessungen-in-bayern-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-211212-99-352203. Baudenkmäler machen somit 95% der sakralen Kirchengebäude aus. “Kirchen konkurrieren hier mit anderen alten Gebäuden, z. B. Industriedenkmälern. Seit Ende der 1990er Jahre reichen die finanziellen Mittel der Denkmalpflege nicht mehr aus, um sie vor dem Verfall zu bewahren”[4] Wikipedia-Autoren. (2004, 5. Dezember). Kirchenschließung. Wikipedia.de. Abgerufen am 22. Mai 2022, von https://de.wikipedia.org/wiki/Kirchenschlie%C3%9Fung#Evangelische_Kirche_in_Deutschland .

Dieser Trend ist auch in anderen Ländern Europas zu erkennen. In Belgien wird dieser Prozess zum Beispiel zentral durch die staatliche Institution PARCUM begleitet. Dabei liegt der Fokus darauf gemeinsam mit den Gemeinden Lösungen zu erarbeiten, die der Rolle der Gebäude in der lokalen Kultur und im Stadtbild gerecht werden. Auch in Nordrhein-Westfalen wird durch den Verein „Baukultur NRW“ vieles in diesem Bereich getan. Diese geben ausführliche Auflistungen von Kirchenumnutzungen mit Beschreibung der Projekte und deren Prozesse. Viele Objekte gehen allerdings in private Hände und werden nicht unbedingt den Potenzialen der Gebäude gerecht. Dabei besticht der Typus Kirche durch seine städtebauliche Lage und seinen Wahrzeichen Charakter. Er wurde stets als Versammlungsraum mit einer starken Verbindung zur Gemeinde gedacht. Wir wollen daher, dass Kirchengebäude nicht einfach als Immobilien verkauft werden, sondern gemeinschaftliche Treffpunkte bleiben. Veränderungen und Umnutzungen von Kirchengebäuden sind in Nordrhein-Westfalen bereits in vollem Gange. Aber auch in anderen Regionen, wie in Bayern, wird es in der Zukunft unausweichlich zu Veränderungen kommen. In der Zeit von 2001 - 2020 sind die Anhänger der Katholischen und Evangelischen Kirche in Bayern um 18,2% gesunken. 13% davon waren katholische, jedoch gab es dort bisher nur 16 Profanisierungen, obwohl sich 40% der katholischen Kirchgebäude in bayerischen Diözesen befinden. [5] Leben, K. M. U. (2022, 23. Mai). Katholische Kirchen in Deutschland: 538 aufgegeben – 49 neu gebaut. Kirche+Leben. https://www.kirche-und-leben.de/artikel/katholische-kirchen-in-deutschland-538-aufgegeben-49-neu-gebaut Wir haben uns gefragt warum diese Entwicklung in Bayern noch so zögerlich sichtbar wird und ob sich die Erkenntnisse und Vorgehensweisen aus anderen Teilen Deutschlands in Bayern anwenden lassen können.

Damit Gemeinden nicht zentrale Teile ihrer Orte verlieren, ist es wichtig diese Gebäude zu analysieren und frühzeitig über ihre mögliche Zukunft nachzudenken. Nur so können die Gemeinden adäquat in die Umgestaltung eingebunden werden.

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Melanchthonkirche,  Kirche Almoshof,   St. Matthäus (Maxfeld),   Friedenskirche

Gnadenkirche,  St. Bartholomäus,  St. Lukas,  St. Johannis

Himmelfahrtskirche,  St. Andreas,  St. Jobst,  Zum Guten Hirten

St. Matthäus (Heroldsberg),  Reformations-Gedächtnis-Kirche,  St. Georg,  Versöhnungskirche

Gebiet

Die 46 evangelischen Kirchengemeinden des Dekanats Nürnberg sind in die Prodekanate Mitte, Nord, Süd, Ost und West unterteilt. Trotz seit dreißig Jahren stetig fallender Gläubigenzahlen werden Kirchenschließungen noch vermieden. Ab dem Jahr 2026 sollen im Dekanat 24% der bisherigen Pfarrstellen wegfallen.[6] Lechner, T. (2022, 24. Februar). Wie Kirchengemeinden im Nürnberger Dekanat schon jetzt mit Kürzungen kämpfen | Sonntagsblatt - 360 Grad evangelisch. Sonntagsblatt. Abgerufen am 30. Mai 2022, von https://www.sonntagsblatt.de/artikel/kirche/kirchengemeinden-nuernberger-dekanat-kuerzungen-kaempfen In vielen Gemeinden werden die selben Pfarrer*innen bleiben, allerdings jeweils ihre Stunden kürzen. So gibt es in der Gemeinde Heroldsberg im Prodekanat Nürnberg Nord zukünftig drei Pfarrer*innen, die sich eine Pfarrstelle teilen. Durch vereinte Kräfte wird versucht den Verkleinerungsprozessen Stand zu halten.

Wir sehen hier eine gute Gelegenheit die positiven Potentiale von kirchlichen Umnutzungen zu zeigen.

In Gesprächen mit den Dekan*innen der Prodekanate Nürnbergs wurde zugesagt Statistiken und Gebäudedaten für die Analyse zu teilen und allgemein großes Interesse an dem Projekt bekundet. In den letzten Jahren gab es ein bereits drei Umbauprojekte, zwei davon noch in Planung/Bau, die Nebennutzungen in den jeweiligen Kirchengebäuden ermöglichen. Bereits umgesetzt wurde der Umbau der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche in eine Vesperkirche. Dabei wurden die fest eingebauten Kirchenbänke entfernt und eine Fußbodenheizung eingebaut. Unter der Woche wird der Kirchenraum als Begegnungsraum genutzt.

Alle Ansprechpartner*innen sehen weiterhin großen Bedarf an zukunftsfähigen Konzepten mit dem Umgang der Kirchen der Dekanate. In vielen Gebieten führten in den letzten Jahrzehnten nicht nur vermehrt Kirchenaustritte zum Schrumpfen der Gemeindegrößen, sondern trug auch der Demographiewandel dazu bei.

Als Analysegebiet wurde eher zufällig das evangelische Dekanat Nord gewählt, da hier frühzeitig, von Seiten des Dekans aus, die 13 Pfarrämter ins Boot geholt wurden. Den einzelnen Pfarrämtern war es freigestellt ob sie ihre Statistiken mit uns teilen und ob sie mit uns ins Gespräch treten wollen. Uns gelang es, alle, bis auf drei Pfarrämter, von unserem Vorhaben zu überzeugen, wodurch wir für die fehlenden Datensätze Hochrechnungen auf Basis der Gemeindemitgliederzahlen erzeugen konnten (In der Grafik grau dargestellt).

Anfangs waren wir noch skeptisch, ob unser Projekt in diesem Dekanat richtig verortet ist, da der Nürnberger Norden im Verhältnis zum Rest der Stadt eher christlich/protestantisch geprägt ist und im Vergleich eine höhere Bindung zur Gemeinde vorhanden ist.[6] Lechner, T. (2022, 24. Februar). Wie Kirchengemeinden im Nürnberger Dekanat schon jetzt mit Kürzungen kämpfen | Sonntagsblatt - 360 Grad evangelisch. Sonntagsblatt. Abgerufen am 30. Mai 2022, von https://www.sonntagsblatt.de/artikel/kirche/kirchengemeinden-nuernberger-dekanat-kuerzungen-kaempfen Relativ schnell wurde klar, dass auch diese Kirchen mit wenigen Gottesdienstbesucher*innen und zu großen, schwer zu heizenden Kirchgebäuden zu kämpfen haben. Stellenkürzungen und Gebäude-Instandhaltungskosten drängen alle Gemeinden dazu, über die Zukunft ihrer Kirche nachzudenken.

Die 16 Kirchen des Dekanats können als Testgruppe angesehen werden, die die Bandbreite des architektonischen Schatzes in den Kirchengebäuden Deutschlands repräsentieren.

Die Probengröße erlaubt eine intensive Auseinandersetzung mit jedem einzelnen Gebäude, das über Fotos und Planmaterial hinaus geht, bis hin zum persönlichen Gesprächen mit den Pfarrer*innen oder Vertreter*innen der Kirchengemeinde.

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Standorte der Kirchen des Dekanat Nürnberg

Atlas

In der Analyse der 16 Kirchen zeigt sich eine große Varianz bezüglich Größe, des Alters oder auch der Form.

Die eher zufällige Sammlung, die bei der Auswahl eines einzelnen Dekanats entstanden ist, stellt dabei ein tolles Spektrum von Kirchenbauten dar, die alle ihren architektonischen Wert haben und einen eigenen Platz in der Analyse benötigen. Um dies widerzuspiegeln, werden in Teil II die Kirchen in den Heften einzeln vorgestellt und beschrieben. Dies dient dazu, ihre Besonderheiten herauszustellen und gleichzeitig eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten.

Dabei richtet sich der Blick nicht nur auf das Gebäude im allgemeinen, sondern auch auf seine derzeitige Nutzung und Stand in der Gemeinde. Auch subjektive Beobachtungen, wie besondere Architektonische Elemente der Kirche und das Erleben des Raums bei der Besichtigungen der Gebäude werden herausgestellt.

Atlas
Zeitstrahl

Masterplan

Für die Konzeption von möglichen Umnutzungen wurde aus Nürnberg hinausgeschaut. Nach Nordrheinwestfhalen oder Länder wie Belgien, die Niederlande oder Großbritannien, wo es schon viele gut dokumentierte Umnutzungen von Kirchgebäuden zu finden gibt. Aus der Analyse dieser Referenzprojekte wurde eine Liste mit bereits verwirklichten Umnutzungen zusammengestellt. Auf Grundlage der Analyse in den Antlanten wurde bewertet, inwieweit die Umnutzungen der Liste zu den Kirchen im Sinne ihrer Architektur, ihrer Größe, der Lage und dem sozialen Umfeld passen können. Dabei floss auch ein inwiefern eine weiterlaufende religiöse Nutzung des Gebäudes gewährleistet werden kann.

In diesem Abschnitt werden für jede Kirche zunächst alle denkbare Nutzungen aufgezählt und anschließend eine finale Entscheidung als Skizze formuliert.

Dabei ist es wichtig, dass die einzelnen Nutzungen nicht miteinander konkurrieren. Unter Berücksichtung aller Kirchen wurde ein Masterplan erstellt, der auch auf Möglichkeiten der Kooperation unter den Gemeinden eingeht. Es wurde mitbedacht welche Ausweich-Optionen für die Gemeinde vorhanden sind, für den Fall, dass Kirchengebäude komplett umgenutzt werden.

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Leitregeln

Für die Erstellung eines gesamtheitlichen Nutzungskonzept für das Dekanat Nord haben wir Regeln für den Umgang mit den Kirchen festgelegt:

Für jede Kirche soll es einen Vorschlag zur weiteren Nutzung geben

Religiöse Nutzung soll nicht verdrängt sondern in Konzepte integriert werden.

Komplette Umwidmung nur in eindeutigen Situationen.

Konzepte sollen ohne religiöse Mitnutzung/kirchliche Organisation weiterfunktionieren können.

Die Kirchen sollen auch bei einer Umnutzung ein öffentlicher Ort bleiben oder ein öffentliches Interesse verfolgen

Gemeinden können in verschiedener Weise von einer Umnutzung profitieren. Zum Beispiel durch rennovierte Gebäude, dauerhaft geheizte Räume, die engere Verbindung mit dem Stadtteil oder zusätzliche Einnahmen.

Große kirchliche Veranstaltungen sollen weiter möglich sein.

Große Varianz an Nutzungen um jeder Kirche ein eigenes Profil zu geben und Konkurrenz um Besucher*innen zu vermeiden.

Mitnutzung

Melanchthonkirche - "Second-Hand-Kirche"

Ein Teil der Melanchthonkirche wird unter der Woche zu einem Second-Hand-Shop und dessen Annahmestelle. Durch ihre Lage im Wohngebiet mit dem anliegenden Kindergarten ist dies gerade für Familien mit kleinen Kindern, die schnell aus ihren Klamotten wachsen, attraktiv. Mit dem Shop wird die Tradition des jährlichen Bücherflohmarktes aufgegriffen, welcher schon jetzt zur Finanzierung der Jugendarbeit betrieben wird. Zudem ist er mit einem Café auch Treffpunkt im Stadtteil und kann auch von wartenden Eltern der Kindergartenkinder genutzt werden. Der Second-Hand-Shop besteht aus Holzeinbauten und einigen mobilen Regalen. Diese sind mit einem hohen Vorhang vom restlichen Kirchraum getrennt, damit dieser auch unter der Woche von Gläubigen besucht werden kann. An Sonntagen können die Einbauten geschlossen werden und ein normaler Gottesdienst ist möglich. Zusätzlich lässt sich die “Café-Box” separat öffnen, damit sie auch von der Gemeinde für das Kirchencafé verwendet werden kann.

Zum Guten Hirten - Gemeindezentrum

Die Kirche in Boxdorf liegt zentral im Dorf zwischen Teich, Hort und Kindergarten. Da die Gemeinde mit der Nachbargemeinde St. Georg zusammenrückt, werden in Zukunft weniger Gottesdienste in Boxdorf abgehalten. Dabei stellt sich die Frage wie der markante Kirchbau weiterhin dem Stadtteil dienen kann. Mit wenigen Eingriffen wird das Gebäude zu einem Begegnungszentrum des Dorfes. Vormittags dient es als Bewegungsraum für den Kindergarten, nachmittags kann es von Hortgrppen genutzt werden oder die bereits bestehende Bibliothek auf der Empore besucht werden. Die bestehenden Gruppen der Gemeinde können sich dort treffen; abends kann er von örtlichen Vereinen oder Privatpersonen als Veranstaltungsort gemietet werden. Der alte Gemeindesaal wird zum Café ausgebaut und kann unabhängig vom Kirchenraum betrieben werden. Es generiert zusätzliche Einnahmen und gibt den abholenden Eltern einen Ort zum Warten und Austauschen.

Umnutzung

Friedenskirche - Kulturkirche

Die Friedenskirche ist als zweite Kirche der Johannisgemeinde zu groß für eine wöchentliche Nutzung. Gerade mit ihren vielfältigen Räumen innerhalb des Gebäudes kann sie nicht ausreichend bespielt werden. Schon nach dem 2.Weltkrieg wurde beim Wiederaufbau das Kirchenschiff verkürzt. Dennoch wird dieses nur noch an Weihnachten gut gefüllt. Die Kirche ist zentrales Element des Stadtteils, ist aber im Moment unter der Woche für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Mit der Umnutzung der Friedenskirche als Kulturkirche soll dies wieder möglich sein. Das Kirchenschiff öffnet sich über die Südseite zur Terrasse und wird zu einem öffentlichen Foyer. Durch ein Café und das Einstellen von Atelier-Boxen wird das Foyer belebt und auch das Kunstschaffen wird Teil der Kulturkirche. Ein eingestelltes Podium im Kirchenschiff kann als Ausstellungsfläche genutzt werden. Es trennt den Ausstellungsbereich vom öffentlichen Foyer und verbessert gleichzeitig die Proportion der Kirche, die sich durch die Kirchenschiffkürzung nach dem Krieg verschlechterte.

St. Andreas - Musikzentrum

Der Mittelpunkt der Gemeinde St. Andreas befindet sich nicht an der Kirche selbst, sondern im ökumenischen Gemeindezentrum im Wohngebiet nördlich der Kirche. Langfristig besteht der plan die dort vorhandene katholische Kirche St. Clemens als vollständig ökumenische Kirche zu nutzen. Die Andreaskirche bleibt verwaist im Gewerbegebiet zurück. Da hier auch lautere Nutzungen zulässig sind, wird das Ensemble aus Kirche, Kirchturm, Garten und Pfarrhaus zu einem Musikzentrum mit Konzertraum, Tonstudio und Proberäume für lokale Bands. Das ehemalige Pfarrhaus wird zur Beherbergungsmöglichkeit für auftretende Künstler und ermöglicht auch lokalen Bands intensive Probe- oder Schreibphasen. Da Proben, Aufnahmen und Konzerte in einem Komplex stattfinden können, unterstützt der Bau als Austauschort aktiv die lokale Musikkultur.

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Impressum